Ein Tier betrachten heißt mehr, als nur seine Form zu erfassen. In jedem Blick liegt ein Wesen, in jeder Haltung ein Charakter.

Der Künstler Klaus Fliege begegnet diesen Tieren mit Respekt – und mit einem Blick, der tiefer reicht.
In seiner Malerei treffen zwei Ausdrucksformen aufeinander: präzise, realistische Tierporträts, in denen sich Individualität und Lebendigkeit zeigen und abstrakte Kompositionen, die losgelöst von der sichtbaren Wirklichkeit entstehen.
Doch zwischen diesen Polen entsteht kein Bruch, sondern ein Raum: ein Feld der Wahrnehmung, der Bewegung, des Sehens selbst.

„STANDPUNKTE – Vom Detail zum Ganzen“ ist mehr als ein Titel.
Er beschreibt einen Prozess. Denn was in der Nähe als feines Detail erscheint – Fellstruktur, Lichtkante, Augenwinkel – fügt sich aus der Distanz zu einem größeren Ganzen: einer Figur, einer Stimmung, einer Erinnerung.

Und ebenso umgekehrt: In der Abstraktion, mit ihren Schichten, Linien und Farbräumen, verbirgt sich oft mehr Konkretes, als zunächst sichtbar scheint.

Klaus Fliege arbeitet präzise, mit Geduld und in Schichten.
Jede Linie, jede Fläche trägt Spuren seiner Annäherung – an das Tier, an das Bild, an das Unsichtbare dahinter.
In dieser Arbeitsweise verbindet sich handwerkliche Genauigkeit mit offener Intuition.
Es ist ein stiller Dialog zwischen Form und Empfinden, zwischen äußerer Erscheinung und innerem Erleben.

So ist diese Ausstellung auch eine Einladung an das Publikum: den eigenen Standpunkt immer wieder zu verändern – näher heranzutreten, zurückzugehen, neu zu sehen.

Denn nicht nur das Bild verändert sich. Sondern auch unser Blick darauf.